Man könnte wohl schlechter wohnen: Ein Blick durch eine endlose Glasfront aus thronender Position vom Berg herab, ein schicker Sportwagen in der Einfahrt und ein Pool, der in den Horizont verläuft – all das könnte eine Luxusvilla in den Hollywood Hills beschreiben. Doch die Villa K, die sich durch solchen Luxus auszeichnet, befindet sich ganz woanders. Ein gewisses mitteldeutsches Völkchen würde wohl sagen, dass dieser Ort doch auch weitaus schöner sei als Hollywood. Die Villa K vom niederländischen Architekturbüro Paul de Ruiter Architects steht nämlich im schönen Thüringen – wo genau, wird jedoch nicht verraten.
„Mehr Licht!“
Das extravagante Domizil ist im Grunde in zwei Teile zu unterscheiden, einen ober- und einen weitgehend unterirdischen, und das trotz seiner Eingeschossigkeit. Der oberirdische, vordere Teil ist derjenige, in dem das normale Wohnen mit offenem Wohn-, Koch- und Essbereich, den drei Schlafzimmern und zwei Bädern abläuft, und zwar im hellsten Tageslicht. Dieser mehr oder weniger rechteckige Bereich besitzt nämlich eine Südausrichtung, bei ununterbrochener dreiseitiger Glasfassade. Diese besteht aus raumhohen, fast quadratischen Glasmodulen, die sich zum Teil zur Seite schieben lassen. Mit dem Berg im Rücken hat man hier also vermutlich halb Thüringen im Blick. Das viele Glas wird dabei von einem weit auskragenden Vordach und einer riesigen, umlaufenden Terrasse eingefasst.
„Ausschwimmt“
Leicht vom Zentrum versetzt und quasi eine Verlängerung des Korridors, der in den „dunklen“ Bereich des Hauses und zum Ausgang führt, befindet sich ein offener Einschnitt, in welchem ein Pool seinen Lauf nimmt. Dieser ist das wohl hollywoodeskste sichtbare Feature des Hauses, ragt er doch ein ganzes Stück aus dem Hang heraus, wodurch man quasi in den Horizont hinausschwimmen kann. Ein „Ausschwimmt“ statt eines Austritts, sozusagen. Allerdings muss dafür zunächst die „Zugbrücke“ hochgelassen werden. Ok, keine Zugbrücke, aber der den Pool überragende Teil der Terrasse, welcher sich mithilfe vier mechanischer Stützen ein Stück nach oben fahren lässt.
Unterm Berg
Der hintere Teil ist mit dem vorderen über den bereits erwähnten Korridor verbunden, der sich noch unter freiem Himmel befindet. Links von diesem liegen der Hauseingang und der Hof. Rechts befinden sich eine Garderobe, Toilette, der Weinkeller und der Technikraum. Die „dunkle Seite“ unterm Berg beginnt schließlich mit dem Geräteraum. Ein Bisschen speziell und wohl nicht jedem ganz geheuer ist der Jagdraum dahinter. So richtig ausschweifender Luxus zeigt sich aber einmal mehr in der Garage, wo nicht nur der Erst- und Zweit-, sondern auch der Dritt-, Viert-, Fünft- und Sechstwagen Platz haben! Macht ja auch so manche Situation leichter (oder auch nicht): „Schatz, ich bräuchte nachher noch den Landrover für die Jagd.“ „Kein Problem, ich fahr‘ mit dem Porsche zum Yoga. Oder mit der S-Klasse. Oder mit dem Tuareg. Oder…“
Öko-Luxus
Trotz allen abgehobenen Hollywoodcharmes auf 248 m² Bruttogrundfläche bleibt den Bewohnern auch die Möglichkeit, höchst bodenständiger Gartenarbeit nachzugehen und die von den Architekten gesäten Gemüse und Obste im Garten zu ernten oder gar neu auszusäen. Und eigentlich ist die Villa sowieso ziemlich öko, denn auf dem mit Moos und Fetthenne bewachsenen Dach saugen Solarzellen das von Süden kommende Sonnenlicht begierig auf. Außerdem ist die Aufteilung in eine sehr warme und eine kalte Hausseite Teil eines ausgeklügelten Klimasystems: Ein Wärmeübertrager sammelt und transportiert warme und kalte Luft in einer Wärmepumpe, die entweder über eine Kühldecke kühlt oder über die Fußbodenheizung heizt.