Ragnarök, die „Götterdämmerung“ oder das „Schicksal der Götter“, ist in der Nordischen Mythologie die Geschichte davon, wie in Folge eines großen Kampfes zwischen den Göttern und den Riesen die Welt untergeht, um anschließend wieder erneuert zu werden. So manch beliebter Gott lässt dabei sein Leben. Auch „RagnaROCK“ widmet sich dem Schicksal Vergötterter und – zumindest dem Empfinden zahlreicher Fans und Groupies nach – gottgleicher Gestalten. Es handelt sich um ein Pop-, Rock- und Jugendkulturmuseum im dänischen Roskilde.
Frontmann eines Rockviertels
Das 3.100 m² große Museum ist der „Frontmann“ in einem 11.000 m² umfassenden Masterplan namens „ROCKmagneten“, der die Konversion der umliegenden Zementfabriken in ein ganzes Viertel für Rockmusik und Jugendkultur vorsieht. Neben dem Museum umfasst der Plan noch zwei weitere Neubauten: eine dänische Højskole für Folklore und das Hauptquartier des Roskilde-Festivals. Geplant wurde das Ganze, wie auch Ragnarock im Einzelnen, von MVRDV und COBE.
Immer die Rohheit bewahren
Das Areal mit seinen alten Fabriken besticht durch ein rohes und informelles Flair, das es zuvor bereits bei Skatern und Künstlern beliebt machte und auch für die Zukunft explizit erhalten bleiben soll. Da ist Ragnarock auf jeden Fall schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung: grob, grell, laut und exzessiv, präsentiert sich der Museumsbau als Architektur gewordener Rock unübersehbar und auch ein Bisschen unwiderstehlich.
Architektur gewordener Rock
Eine golden glänzende Fassade aus anodisiertem Aluminium umhüllt das Gebäude wie das schrille Outfit eines echten Rockstars. Nicht weniger exzentrisch zeigt sich die Kubatur: die obere Hälfte des Museums kragt fast so weit aus, wie der Rest des Gebäudes lang ist. Davor erstreckt sich ein roter Teppich. Mit diesem beginnt auch das Konzept des Museumserlebnisses, welches darin besteht, den Werdegang eines Rockstars nachzuvollziehen. So begibt man sich vom roten Teppich auf die Bühne und immer weiter nach oben, bis zur Spitze des Erfolgs, woraufhin es wieder abwärts geht und – wo sonst – in der Bar endet. Für dieses Erlebnis setzt das Museum neben klassischen Ausstellungsmethoden auch auf immersive Effekte.
Everybody is a Star!
Neben dem eigentlichen Museum beherbergt Ragnarock ein Auditorium, administrative Räume und natürlich die bereits erwähnte Bar. Das Gebäude ist übrigens so zwischen bestehende Fabrikgebäude eingefasst, dass man an ihm gar nicht vorbeikommt. Nach Vollendung des Masterplans wird es als Tor zum neuen Viertel fungieren. Dann muss jeder Besucher wie ein Rockstar über den roten Teppich.
Unfassbar
Es ist eigentlich irgendwie kaum zu fassen: Während man andernorts Einrichtungen für Jugendkultur plattmacht, um den Raum für gewinnbringendere Projekte zu nutzen, wird in Roskilde extra ein Riesenareal für die Jugend und (irgendwie noch krasser) für den Rock selbst(!) geschaffen. Gibt es wirklich noch derart Gutes in der Welt?